Was macht eine glückliche Beziehung aus
Was ist eine glückliche Beziehung und wie sieht sie aus? Haben Sie eine Vorstellung davon, wie eine ideale Partnerschaft aussehen könnte und welche Merkmale sie hat? Und wenn ja, sind Ihre Vorstellungen realistisch oder sind diese stark durch Liebesgeschichten aus dem Fernsehen verfärbt?
In vielen Filmen und Serien geht es um die große Liebe. Man verliebt sich, überwindet Hindernisse auf dem Weg zueinander und verdient sich als Paar das Leben im „Paradies“. Das Paar heiratet und hat ein glückliches Leben bis ans Ende ihrer Tage. Dadurch wird den Menschen suggeriert, dass eine perfekte Beziehung hundertprozentige Harmonie, keine Streit- und Konfliktgespräche, die „Männer tragen ihre Frauen auf den Händen“, romantische Abende beim Kerzenschein und einem Glas Wein und täglich leidenschaftlichen Sex bedeutet. Inwiefern entspricht es der Realität?
Eine harmonische Beziehung ist erstrebenswert und sehr schön. Doch eine hundertprozentige Harmonie gibt es nicht, sie ist unmöglich. Eine Partnerschaft ist eine Beziehung von zwei unterschiedlichen Menschen. Jeder Mensch in der Beziehung ist einzigartig und keiner ist eine Kopie des Partners. Jeder Partner hat seine eigene Lebensgeschichte, seine eigenen Erfahrungen und Prägungen. Die Lebenserfahrungen prägen die Wahrnehmung, die Erwartungen an sich selbst und an andere, die Gewohnheiten, das Verhalten und die Kommunikationsmuster.
In der Partnerschaft treffen zwei unterschiedliche Menschen aus zwei unterschiedlichen Welten aufeinander. Diese Unterschiede bilden eine Grundlage für Konfliktsituationen in der Partnerschaft. Diese Unterschiede können „banal“ und leicht lösbar sein (z.B. Frühstück: sie mag Vollkornbrot und er mag Müsli). Die Unterschiede können aber auch tiefgreifend sein und durch unterschiedliche Werte oder Vorstellungen über Partnerschaft und Familie geprägt sein. Bei solchen grundsätzlichen Differenzen ist es nicht immer möglich eine einfache Lösung zu finden. Eine Beziehung ohne Konflikte gibt es nicht. Wenn man sich für einen Partner entscheidet, entscheidet man sich für ein bestimmtes „Problem-Set“. In der Forschung über Paare hat man herausgefunden, dass 69% aller Probleme in der Partnerschaft sogenannte „ewige“ Probleme sind, die keine Lösung haben. Konflikte sind Teil des Lebens, denn nur so kann man eine eigene (in einer bestimmten Situation abweichende) Meinung vertreten und offen aussprechen. Auch wenn es nicht immer gelingen wird, einen für beide Seiten passenden Kompromiss zu finden, ist es hilfreich, wenn das Paar in einen Dialog tritt und die jeweils andere Seite nachvollziehen und zum Teil validieren kann, anstatt in einer Sackgasse zu enden. Es geht nicht darum, ob man streitet, sondern darum wie man streitet. Eine glückliche Beziehung ist geprägt durch einen respektvollen Umgang miteinander. In einem Konfliktgespräch gehen die Partner aufeinander ein, starten das Gespräch sanft ohne Kritik am Anderen. Die beiden Partner sind in der Lage dem jeweils anderen zuzuhören um ihn zu verstehen und verfallen nicht in den Verteidigungsmodus.
Und wie sieht es mit Romantik aus und was gehört alles dazu? Durch die Medien wird oft suggeriert, dass die starken Männer sich um romantische Abende kümmern. Zu einem romantischen Abend gehören vielleicht Musik, Wein und Kerzenschein. Alles schön und gut. In einigen Beziehungen kann ein romantischer Abend nach einem solchen Skript ablaufen, aber bei weitem nicht bei allen Beziehungen. Romantisch kann alles mögliche sein, die Hauptsache es gefällt beiden und beide fühlen sich dabei wohl. Romantik muss nicht künstlich aufgeblasen werden, um als Romantik zu gelten. Worum es in der glücklichen Beziehung geht, ist die Zeit zu zweit. In einer gelungenen Beziehung sind Partner wie beste Freunde: man weiß, was die Sorgen, Probleme und Freuden des Anderen sind. Man ist immer auf dem aktuellsten Stand, man weiß was den Liebsten beschäftigt und wie man ihn oder sie unterstützen kann. Man verbringt gerne die Zeit zusammen, zu zweit und geht Unternehmungen nach, die Spaß machen (z.B. Wandern, Segeln, gemeinsam Kochen, Museen oder Ausstellungen besuchen, Reisen, ins Theater oder Konzerte gehen). Ein Glas Wein muss nicht bei jedem romantischen Essen dabei sein um sich wohl, geborgen und entspannt in der Gegenwart des Anderen zu fühlen. Regelmäßiger Weinkonsum kann auch den Weg in die Sucht ebnen.
Ein wichtiger Teil von Beziehungen ist Sexualität. Am Anfang der Beziehung hat man ein hohes Verlangen und hat meistens oft Sex. Doch mit Fortschreiten der Beziehung sinkt das Bedürfnis nach Sex und viele Paare haben es deutlich weniger als im ersten Jahr der Beziehung. Nichtsdestotrotz sind viele Paare, die schon lange zusammen sind, mit ihrem Sexleben zufrieden. Letztendlich geht es beim Sex nicht um die Häufigkeit, sondern darum, wie zufrieden die beiden Partner damit sind. Gesellschaftlicher Druck suggeriert durch Medien kann eine gewisse Leistungserwartung im sexuellen Bereich mit sich bringen. Doch lohnt es sich, diesen Druck als solchen zu erkennen, und sich die Frage zu stellen: „Was möchte ICH eigentlich? Was sind meine Bedürfnisse und welche Bedürfnisse hat mein Partner?“ Ein offenes Gespräch mit dem Partner, in dem jeder vorurteilsfrei über die eigenen Bedürfnisse, Vorlieben, Erwartungen und Sorgen reden kann, ist für eine gute Beziehung sehr förderlich.
In einer Liebesbeziehung muss man nicht der Außenwelt etwas beweisen. Eine Liebesbeziehung geht nur die zwei Menschen etwas an, die sich in dieser Beziehung befinden. Es geht um tiefe Freundschaft, Zuneigung, gegenseitige Unterstützung. Es geht um die kleine neue Welt, die die beiden gemeinsam erschaffen haben und es geht darum, dass man sich gegenseitig vertrauen kann und den inneren Frieden innerhalb der Beziehung findet.