Wir Menschen sind soziale Wesen und zu einem glücklichen Leben gehören gute Beziehungen notwendigerweise dazu. Eine gute Liebesbeziehung, eine Partnerschaft hat eine viel tiefere Wirkung auf unser Leben als man es auf den ersten Blick vermutet.
Wenn zwei Menschen zueinander finden und ein Paar bilden, fängt ein neues Kapitel in deren Leben an. Wenn die Beziehung gut funktioniert, fühlt man sich in der Beziehung sicher und geborgen. Das Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit gehört – von Geburt an - zu den Grundbedürfnissen der Menschen. Das Gefühl der Sicherheit entzieht Ängste und Unsicherheiten den Nährboden. Es vermittelt auch das Gefühl, in Ordnung zu sein so wie man ist, man hat den Raum sich offen zu zeigen und seine Gefühle in Ihrer ganzen Breite zu erleben. In einer guten Beziehung stabilisiert man sich gegenseitig und bietet den Raum sowohl zur persönlichen als auch zur gemeinsamen Entfaltung. Zu zweit kann man viel mehr erreichen als jeder allein.
Jeder kennt den Spruch „In guten wie in schlechten Zeiten“. Eine gute Beziehung wird in guten und in schlechten Zeiten auf den „Prüfstand“ gestellt. Auf den ersten Blick mag der Teil des Spruches, wo es um die schlechten Zeiten geht, als wichtiger erscheinen. Doch wenn man genauer hinschaut, dann können die „guten Zeiten“ nicht weniger herausfordernd sein. Die guten Zeiten (genauso wie „schlechten“) können einen der Partner oder auch beide gleichzeitig betreffen. Mit guten Zeiten gehen oft Veränderungen im Leben des Paares einher.
Die guten Zeiten, die beide betreffen, sind zum Beispiel die Geburt eines Kindes, der Umzug in ein neues Zuhause oder die Anschaffung eines Haustiers. Für die meisten Paare sind das sehr schöne und wichtige Momente im gemeinsamen Leben. Gleichzeitig bedeuten sie eine große Veränderung, mit der beide umgehen müssen. Interessanterweise werden diese „schöne Zeiten“ nicht selten zum Geburtsort von Konflikten, da beide Partner mit der neuen Situation überfordert sind. Wenn jedoch das Fundament in der Beziehung stimmt, dann schaffen es die Paare in der Regel gut sich an die Umstände anzupassen und das Schöne daran zu genießen. Nach dem Motto „Zusammen sind wir stark“ findet das Paar Wege und Kompromisse für den Beginn der neuen, guten Zeiten, bis das Neue zum Alltag geworden ist.
Es gibt auch gute Zeiten, die nur einen von beiden betreffen. Das kann zum Beispiel eine Beförderung auf der Arbeit sein, die Eröffnung einer neuen beruflichen Perspektive oder auch die persönliche Entwicklung sein. Wenn man in solchen Momenten sich für seinen Partner von ganzem Herzen freuen und ihm seine volle Unterstützung zeigen kann, dann hat es eine außerordentlich starke positive Wirkung auf die Beziehung. Das „emotionale Beziehungskonto“ wird so reich gefüllt. Und dein Liebster weiß: „Ich werde geliebt und ich kann mich darauf verlassen, dass ich meine Erfolge mit meinem Partner teilen kann. Ganz ohne Angst vor Hintergedanken oder Neid.“ Das vermittelt unmittelbar Sicherheit und Geborgenheit in der Beziehung.
Auch schwere Zeiten können selbstverständlich eine große Herausforderung im gemeinsamen Leben darstellen. In solchen Zeiten ist es enorm wichtig, die Verbindung zueinander aufrechtzuerhalten und im Gespräch zu bleiben. Jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf schwierige Situationen. Es gibt Menschen, die sich gerne zurückziehen, sich in die Arbeit stürzen und versuchen die Emotionen vor allen, inklusive des Partners zu verbergen. Man muss ja stark bleiben und Emotionen zu zeigen wäre etwas für Schwächlinge. Solche Überzeugungen können bei dem Partner das Gefühl der Gleichgültigkeit und den Glauben erwecken, man müsse mit den eigenen Gefühlen und Sorgen alleine zu Recht kommen.
Es gibt Menschen, die ihre Gefühle gerne nach außen zeigen. Sie können sehr emotional sein, sie brauchen Menschen um sich herum, mit denen sie ihr Leid und ihre Sorgen teilen können. Wenn beide Partner den gleichen Umgang mit Gefühlen haben, ist es einfacher, in schwierigen Situationen beieinander ohne Groll und Entfremdung zu bleiben. Falls jedoch die Strategien im Umgang mit schwierigen Situationen sich unterscheiden, ist es enorm wichtig für die Verbindung, für die Nähe und für den Zusammenhalt, miteinander offen über die eigenen Befindlichkeiten, Gefühle und Bedürfnisse zu sprechen. Auch erfolgreich überstandene schwere Zeiten können die Beziehung eines Paares stärken, und die Verbindung und das Vertrauen zueinander vertiefen.
Eine Beziehung kann man sich wie eine Reise vorstellen. Und diese Reise geht nur in einer Richtung, und zwar immer nach vorne. So wie die Landschaft sich entlang der Strecke verändert, so wie man auf unterschiedlichen Station auf der Reise einen Halt macht, so ist es auch in der Beziehung. Jeder Partner verändert sich mit der Zeit, neue Erfahrungen, Lebensereignisse und Begegnungen prägen unsere Persönlichkeit. Und wenn die beiden Menschen sich verändern, verändert sich auch die Beziehung. Und die Beziehung bleibt umso stabiler, je mehr beide in das „emotionale Beziehungskonto“ einbezahlt haben: Liebe, Zuwendung, Respekt, gegenseitige Unterstützung und wahre Freude für den anderen. Gerald Hüther hat Liebe als „das bedingungslose Interesse an der Potenzialentfaltung des Anderen“ definiert, und sie natürlich nicht ausschließlich auf Paarbeziehungen beschränkt. Damit das Interesse an der Potenzialentfaltung des Partners bedingungslos ist, muss es sowohl in guten, wie in schlechten Zeiten bestehen.
Wie seht Ihr das? Teilt gerne Eure eigenen oder beobachteten Erfahrungen in den Kommentaren: wie haben sich gute und schlechte Zeiten auf eure Paarbeziehungen ausgewirkt?